Was ist Watten?

Watten ist ein traditionelles Kartenspiel aus Bayern, Österreich und Südtirol. Hier erfährst du alles über die Regeln und die Geschichte dieses faszinierenden Spiels.

Spiel-Übersicht

Spieler
2-4
Dauer
10+ min
Alter
ab 10 Jahre
Karten
32 Karten

Entstehung

Der Überlieferung nach ist das Spiel in der heutigen Form in der Zeit der napoleonischen Kriege in Bayern entstanden. Damals verbrachten die miteinander verbündeten Franzosen und Bayern ihre Freizeit in den dortigen Feldlagern damit. Der Name entstand aus dem französischen Begriff va tout (letzter Trumpf).

Grundlagen

An dem Spiel nehmen vier Spieler teil, wobei die Gegenübersitzenden jeweils zusammenspielen. Es wird meist mit dem Deutschen Blatt oder einer regionalen Abwandlung gespielt, wobei jeder Spielteilnehmer fünf Karten erhält. Ziel jedes Paares ist es, pro Spiel mindestens drei Stiche zu machen und damit zu gewinnen.

Die Kritischen

Die drei stichwertig höchsten Karten sind die drei Kritischen, die regional unterschiedlich auch als Kritten, Griechische oder Griechen bezeichnet werden:

  1. Herz-König (Max): Die höchste Karte im Spiel, benannt nach König Maximilian I. von Bayern
  2. Schellen-7 (Welle): Die zweithöchste Karte
  3. Eichel-7 (Spitz): Die dritthöchste Karte

Kartenwerte

Nach den Kritischen folgen die vier Schläge (vier Karten einer bestimmten Zahl oder Höhe). Die nächstniedrigere Kategorie sind die Karten in der Trumpf-Farbe.

Unter den Trümpfen existiert folgende Stichreihenfolge:

  1. Ass (Sau)
  2. König (Kini)
  3. Ober
  4. Unter
  5. 10 (Eisenbahner)
  6. 9 (Brotzeit)
  7. 8 (Fensterstock)
  8. 7 (Notschrei)

Spielverlauf

Vorbereitung

Vor dem Austeilen werden die Karten gemischt und vom rechts sitzenden Spieler abgehoben. Falls die unterste Karte des abgehobenen Stapels ein Kritischer ist, darf er diese behalten (sogenanntes Schlecken).

Ansagen

Der Schlag wird vom ersten Spieler nach dem Geber (Vorhand) angesagt. Der Geber sagt daraufhin die Trumpffarbe an. Vor dem Ansagen können die beiden Ansager den anderen um ein neuerliches Austeilen der Karten fragen („Schönere").

Das Deuten

Da die beiden Teamspieler anfangs ihre Karten gegenseitig nicht kennen, ist das Deuten durch Mimik und Gestik nicht nur erlaubt, sondern fester Bestandteil des Spiels. Dazu vereinbaren die Spielpartner vorher Geheimzeichen:

  • Max: Lippenspitzen
  • Weli: Zwinkern mit dem rechten Auge
  • Spitz: Zwinkern mit dem linken Auge
  • Trümpfe: Mit Fingern andeuten (kleiner Finger = 7,8,9,10; Ringfinger = Unter; etc.)

Ausschaffen (Bieten)

Fühlt sich eine Partei überlegen, kann sie während des Spiels die Zahl der Punkte um eins erhöhen (ausschaffen). Die andere Partei kann dann entweder kampflos aufgeben oder die Herausforderung annehmen. Ähnlich zum Pokern entsteht dadurch die Möglichkeit zum Bluffen.

Punktesystem

Eine Runde ist normalerweise mit 15 Punkten gewonnen. Ab 13 Punkten ist man "gespannt" und darf nicht mehr ausschaffen. Ein einfach gewonnenes Spiel erbringt zwei Punkte.

Besonderheiten

Maschine

Hat ein Spieler alle drei Kritischen in seiner Hand (eine sogenannte Maschine), muss er seine Karten vor Spielbeginn aufdecken und gewinnt automatisch das Spiel mit 2 Punkten.

Kein Zwang

Im Gegensatz zu vielen anderen Kartenspielen herrscht beim Watten weder Stich- noch Farbzwang. Eine Ausnahme ist das Ausspielen des Hauptschlags als erste Karte eines Spiels – hier müssen alle Spieler "Trumpf oder Kritisch" zugeben.

Regionale Unterschiede

Es gibt regional unterschiedliche Variationen des Watten. In Bayern wird zumeist die kritische Variante gespielt, in Österreich ist oft die Schellen-6 (Weli) der zweithöchste Kritische, und in Südtirol wird fast ausschließlich die unkritische Variante gespielt.

Verwandte Spiele

  • Blindwatten (Latinern): Trumpf und Schlag werden geheim bestimmt
  • Böhmisch Watten: Jeder spielt für sich, mit Farbzwang
  • Einfach-Kritisches Watten: Mit zusätzlichen "Einfachen" Karten